Workshop
Orpheus und Eurydike
Eine Tanzoper von eindringlicher Bildlichkeit brachte Pina Bausch 1975 mit ihrer Version von Glucks «Orpheus und Eurydike» in Wuppertal auf die Bühne. In ihrer choreographischen Inszenierung des Mythos interessiert nicht nur die übermächtige Kraft des Gesangs, sondern ebenso der Körperausdruck. So lotet die Dramaturgie die seelischen Extreme des Verlusts der Geliebten in gesanglich-tänzerischen Momenten der Stasis einerseits, sowie Bewegung und Bewegtheit andererseits aus. Pina Bausch knüpfte mit dieser Interpretation des Orpheus-Mythos an das Genre der choreographischen Operninszenierung an, das im 20. Jahrhundert besonders eng mit der Gluck’schen Reformoper aus dem Jahr 1762 (französische Fassung 1774) verwoben ist. Angefangen bei Émile Jaques-Dalcroze 1913 in Hellerau über George Balanchine 1936 in New York und Mary Wigman 1947 in Leipzig widmen sich bis in die Gegenwart zahlreiche Choreographen tänzerischen Inszenierungen der Gluck-Oper.
Der Workshop möchte transdisziplinäre Zugänge zur choreographischen Operninszenierung ermöglichen und diese anhand von Pina Bauschs Produktion erproben. Dabei sollen nicht nur das Verhältnis von Choreographie und Musik oder Körper und Stimme eine Rolle spielen, sondern ebenso die Begriffstrias Bildlichkeit, Affekt und Tanz sowie Materialität, Bühne und Raum diskutiert werden.
Gäste sind willkommen. Um Anmeldung wird gebeten.
Programm
Montag, 19. Mai 2014 | |
14.00 | Begrüssung & Einleitung: Dominika Hens |
Panel // Übersetzung und Interpretation | |
14.15 | Katharina Kelter, Hamburg: «Tanzen ist Übersetzen». Übersetzungsprozesse in Pina Bauschs Orpheus und Eurydike. Moderation: Nicola Gess |
15.15 | Thomas Betzwieser, Frankfurt/Main: Die musikalische Interpretation – das ‹unbekannte Wesen› der Aufführungsanalyse. Moderation: Annette Kappeler |
Panel // Musik, Raum und Choreographie | |
16.45 | Susanna Avanzini, Mailand: Eurydike auf die Probe gestellt. Moderation: Nicola Gess |
17.45 | Sabine Huschka, Leipzig: Choreographierte Affekträume: Transgressionen von Leben und Tod. Moderation: Dominika Hens |
Dienstag, 20. Mai 2014 | |
Panel // Bildlichkeit, Affekt und Tanz | |
09.30 | Dominika Hens, Basel: Getanzte Pathosformeln als Ausdrucksmodus und Bewegungsmotor in Pina Bauschs Orpheus und Eurydike. Moderation: Annette Kappeler |
10.30 | Maren Butte, Berlin: Being moved. Zur Übertragung von Bewegung in Pina Bauschs Orpheus und Eurydike. Moderation: Nicola Gess |
12.00 | Mariama Diagne, Berlin: Zur szeno-choreographischen Bildgewalt im Bild Gewalt in Pina Bauschs Orpheus und Eurydike. Moderation: Dominika Hens |
13.00 | Abschlussdiskussion |
Konzept: Dominika Hens
Referierende: Susanna Avanzini (Mailand), Thomas Betzwieser (Frankfurt), Maren Butte (Berlin), Mariama Diagne (Berlin), Dominika Hens (Basel), Sabine Huschka (Leipzig), Katharina Kelter (Hamburg)
Veranstaltungsort: Kollegienhaus, Sitzungszimmer 206, Petersplatz 1, 4003 Basel